"Beim Film brauchen wir Hintergrund, weil wir eben nicht beim Theater sind. Die Komparsen beleben den Hintergrund und trotzdem bleiben sie, wenn sie alles richtig machen, so gut wie unsichtbar."
- Jan Filkorn -
Wenn man also seinen Job als Komparse richtig macht, dann werden Freunde und Familie dich in "Deiner Szene" nicht wiedererkennen beziehungsweise nicht einmal wahrnehmen.
Obwohl Du als Komparse*in oft vom Zuschauer nicht wahrgenommen wirst, wirkt die Szene durch Dich erst lebendig und authentisch.
Jeder Komparse kennt aber auch den Moment im Kino, wenn der Film das erste Mal auf der Leinwand flimmert, man intuitiv spürt, das jetzt gleich die "eigene Szene" kommen muss - und dann das: RAUSGESCHNITTEN!
Das gehört dann auch zum Komparsenleben dazu und in diesen Momenten bleiben einem mehr denn je die Erinnerungen an die schöne Zeit am Set, denn ein filmischer Beweis das man dabei gewesen ist, liegt leider nicht vor.
Fall 1: Gar nicht zu sehen
Das hat nichts mit Dir zu tun, es wurde einfach eine andere Kameraeinstellung genommen. Oder und das kommt beim Dreh mit vielen Komparsen recht häufig vor, Du warst einfach an einer Stelle eingesetzt, die gar nicht im Bild war.

Es gab eine Einstellung, da wurde ich als Verdächtiger von einer Polizistin hinter den Protagonisten ins Gebäude geführt. Da der Flur sehr schmal war, gehe ich davon aus, dass der Hintergrund durch uns zu unruhig wurde und somit die Szene ohne Komparsen ausgewählt wurde.

Als Fabrikarbeiter strömte ich im Pulk mit vielen anderen in Richtung Eingangstor. Hier war ich einfach zu spät dran, um noch ins Bild zu kommen. Aber an dieser Stelle einen Sprint hinzulegen
wäre unangemessen und unnatürlich gewesen.
Blog: Komparse: Good to know

In der heutigen Zeit kommt es ganz oft vor, das einem die Nachbearbeitung am Computer (CGI - Computer Generated Imagery) einen Strich durch die Rechnung macht. So war es wortwörtlich, als im Film
"Werk ohne Autor" nachträglich ein Gefängnishof und Gitterstäbe eingefügt wurden von denen mich einer im Film einfach verdeckt. An dieser Stelle bin ich aber zu stolz und zu ehrlich, um mich für den
rechten Wachposten auszugeben.
Denn genau durch diese Gitterstäbe wurde diese Szene zu einer meiner unfassbaren Momente beim ersten Ansehen im Kino. Beim Dreh dachte ich noch hoffnungsvoll bei mir, als die Kamera mit dem Kran
hochfuhr, dass ich bestimmt schön im Bild sein werden. Dann später im Kino: "Oh, gleich kommt meine Szene. Da, jetzt! Ups, was sind das da für Gitterstäbe?"
Fall 2: Klein, halb verdeckt, nur kurz zu sehen (Normalfall)
Macht Dich darauf gefasst, dass dies der häufigste Fall sein wird, wie Du als Komparse gesehen/wahrgenommen wirst - im Grunde gar nicht.
Du weißt es ist "Deine Szene", aber würdest Du niemanden in Deinem Umfeld darauf hinweisen, man würde Dich nicht bemerken, geschweige denn erkennen.


Oft bewegt man sich in einer Gruppe von Komparsen, da ist es ganz normal das man "untergeht". Man stellt als Komparse aber auch nur diese Gruppe dar und kein Individuum.
Noch deutlicher wird das wohl unter 300.000 anderen Komparsen, wie im Film Gandhi von 1982
Blog: Komparse: Good to know!

Besonders bei Kamerafahrten kommt es sehr häufig vor, das Du verdeckt wirst.

Und natürlich, wenn man seinen Job richtig macht, wird man nicht wahrgenommen.
Bei einer Szene im "Der Hauptmann" kam es zu einem bunten Durcheinander, weil die Szene zumindest für die Hauptdarsteller nur improvisiert funktionieren konnte. Passanten wurden angehalten und eines Wegzolls beraubt.
Hier musste es nicht zwangsweise so sein, das man immer vom gleichen Darsteller an der gleichen Stelle angehalten und durchsucht wurde. Erschwerend kam hinzu, das dies auch die Komparsen bemerkten und nun scheinbar aber
jeder bestrebt war auch im Bild zu sein. Bei jeder Wiederholung machte der Großteil der Komparsen immer etwas Neues, ich wusste gar nicht wohin mit mir.
Bei solch einem Massenauflauf wird auch keiner einzeln gebrieft, die allgemeine Anweisung an die Komparsen lautete: "Man will Euch berauben und das wollt ihr natürlich nicht. Wehrt Euch etwas oder versucht dem aus dem Weg zu gehen."
Also dachte ich mir, was würdest Du in solch einer Situation tun? Richtig, versuchen abzuhauen. Also schnappte ich mir meine Aktentasche und versuchte einer Kontrolle durch die Soldaten zu entgehen - was mir auch gelang.
Ich finde, dadurch wirkt das Bild und die Szene erst lebendig und emotional. Keiner der anderer Komparse versuchte wegzurennen, jeder wollte schön im Bild sein.
Blog: Komparse: Good to know

Aber alles in allem ist der Komparsenjob aber recht ruhig. Man schaut aus dem Zugfenster...

... oder geht Pfeife rauchend durch Zittau oder telefonierend durch Görlitz spazieren.

Und richtig entspannt ist es, wenn auch mal ein Bierchen trinken darf, auch wenn es natürlich alkoholfrei ist.

Bei historischen Filmen ist es allgemein etwas von Vorteil sich als Ex-Raucher zu melden und somit rauchend irgendwo rumzustehen, denn wie wir wissen, wurde in der Vergangenheit viel und besonders an öffentlichen Orten geraucht.




Manchmal steht man auch Pate für die Stars bei einer Kameraeinstellung. Die Abschiedszene am Zugfenster durfte ich genauso mit einer Kollegin drehen und wir beide waren sehr aufgeregt, weil die Kamera so dicht bei uns war. Manchmal werden nämlich einige Nahaufnahmen von Komparsen benötigt, um die Szenerie authentischer aufzubauen. Wie sich aber nun später herausstellen sollte, war diese Szene mit uns nur für die Kameraeinstellung gedacht, um später beim richtigen Dreh mit den Hauptdarsteller*innen alles schon vorbereitet zu haben.

Fall 3: Deine Szene, voll im Bild (Die Ausnahme)
Als Komparse ist Deine normale Entfernung zur Kamera meistens größer als fünf Meter. Erst wenn diese Entfernung unterschritten wird, dann kannst Du schon erahnen, das wird eventuell "Deine Szene". Es besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass Du a) im Bild bist und b) auch deutlich erkennbar.

Grand Budapest Hotel war somit mein Höhepunkt als "Komparse" - das Bild ganz für mich allein. Und ein unvergessliches Erlebnis mit Wes Anderson, Ralph Fiennes und Saoirse Ronan face-to-face drehen zu dürfen.
Blog: Ein grandioser Start
Ebenso aufregend ist es, wenn man kleine schauspielerische Tätigkeiten durchführen darf, wie zum Beispiel Zeugen zur Kommisarin begleiten ...

... oder den Täter verhaften und in Handschellen abführen.


Aber selbst wenn man als Kleindarsteller gebucht wird und somit davon ausgehen kann gut im Bild zu sein, heißt das nicht, dass man im Halbschatten der Szenerie auch gut erkannt wird.


Läuft man aber dicht genug an den Hauptdarstellern vorbei oder steht neben jemanden mit Sprechrolle, kann man sich sicher sein auch gut im Bild zu sein.



Fortsetzung folgt ...