Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich glaube, Jan Filkorn war es, der einmal zu mir sagte:
"Beim Film brauchen wir Hintergrund, weil wir eben nicht beim Theater sind. Die Komparsen beleben den Hintergrund und trotzdem bleiben sie, wenn sie alles richtig machen, so gut wie unsichtbar."Den Rekord für die meisten Statisten in einem Film hält "Gandhi" aus dem Jahr 1982. Für die Beerdigungsszene wurden 100.000 Komparsen engagiert, weitere 200.000 nahmen freiwillig teil. Besonders solch eine Massenszene macht es deutlich, wie wichtig Komparsen sind und gleichzeitig wie unpersönlich kollektiv.
Egal ob Du als Komparse*in allein, zu zweit und mit 100.000 anderen Komparsen drehst, ein paar Regeln solltest Du befolgen, um auch für den nächsten Dreh wieder gebucht zu werden.
Das Casting
Fotoshooting und Anmeldung
Meistens schreiben Casting-Agenturen Artikel in der Presse, um auf bevorstehende Castingtermine aufmerksam zu machen. So etwas sollte man unbedingt mitgemacht haben, denn das bereitet schon ganz wunderbar auf das zukünftige Komparsenleben vor. Stundenlanges Anstehen, für drei Fotos (Porträt, Profil, Ganzkörper) die in acht Sekunden geknipst sind. Aber nur so könnt Ihr sicher gehen, dass die Fotos auch den Anforderungen entsprechen. Ein selbst angelegtes Profil mit Handyfotos ist seit Corona aber schon fast die Regel geworden - achte darauf die Fotos nach den entsprechenden Anforderngen hochzuladen..
Agenturen
Wenn Euer Profil von einer Agentur fertiggestellt wurde, dann könnt Ihr es später selbst aktuell halten. Fotos und Körpermaße sind dabei am wichtigsten. Schaut auch an, wie die Fotos gemacht wurden und stellt Eure aktuellen Bilder genauso ein. Für ein neues Profil bei einer neuen/weiteren Agentur rate ich wieder zur Teilnahme an einem öffentlichen Casting. Hier kann man sich auch gern mit Freunden verabreden so wird das gemeinsame Anstehen zu einem gemeinsamen Erlebnis.

Der Drehtag
Habe Geduld
Machen wir uns nichts vor, in einem 90-minütigen Film bist Du als Komparse höchstens für 2 Sekunden zu sehen. Genau dieses Zeitverhältnis spiegelt auch Deinen Drehtag wider. Einkleiden und
eventuell Maske sind noch spannend und aufregend, aber dann wartest Du auf Deinen Einsatz am Set. Kein Drehplan ist so genau, das man Dich für 8 Uhr bestellt und Du 8:30 Uhr vor die Kamera darfst.
Die Komparsengage für einen Drehtag ist verhältnismäßig günstig, also wird man Dich um 8 Uhr bestellen und Dich abrufbereit da behalten bis es 100%ig feststeht, das keine Szene mehr mit Komparsen "belebt" werden muss.
Nimm Dir ein Buch mit oder sprich mit den anderen Komparsen, zwischenmenschliche Kommunikation hat noch nie geschadet. Aber achtet bitte darauf, das Ihr besonders direkt am Set nicht zu laut sprecht.
Stehe nicht im Weg herum
So ein Drehort ist wie ein großer Ameisenhaufen, mit Soldatinnen, Arbeiterinnen und Königinnen. Alles "grabbelt" herum, erledigt Aufgaben und geht seine Wege. Da Du die meiste Zeit Pause hast,
versuche den anderen nicht bei ihrer Arbeit im Weg herumzustehen.
Besonders am Set wird man oft "abgestellt" und wartet auf seinen Einsatz. Hier geht es oft noch etwas hektischer zu, das muss rangeholt werden,
dies muss wieder weggestellt werden. Versuche die Abläufe konzentriert zu beobachten und mache die Laufwege frei. Speziell in Gebäuden oder an engen Drehorten ist dies oft eine Herausforderung, die jeder gute Komparse beherrschen sollte.
Tue genau das, was man Dir sagt
Alle die mit Dir zu tun haben und Dir Anweisungen geben machen in der Regel einfach ihren Job. Und meist auch auf Anweisung von einer höheren Instanz. Auf Diskussionen à la "Warum soll ich jetzt auf einmal
da entlang laufen, da bin ich ja gar nicht mehr im Bild." hat bei diesem Job niemand Lust. Mach die Bewegungen die man von Dir möchte, gehe die Wege, die man Dir vorschreibt und tue dies alles so natürlich wie möglich.
Und ja, natürlich darfst Du mitdenken. Wenn Du denkst, dass das Ganze im Entengang natürlicher aussieht, dann frage Deine Weisungsperson danach, was er/sie davon halten würde, wenn Du es so machst. Aber bitte werde nicht zu einem
Störfaktor der alles hinterfragt und besser machen möchte, das hält den Ablauf unnötig auf.
Denke mit
Wenn Du Deine Anweisungen befolgst, dann schalte bitte dabei nicht komplett das Gehirn aus. Oftmals ändert sich viel in kurzer Zeit und es wird nicht immer daran gedacht auch Deine Anweisung
dahingehend abzustimmen oder zu korrigieren. "Mir wurde aber gesagt ich solle hier entlang laufen!" ist kein gutes Argument, wenn Du dabei Hauptdarsteller oder den Tonmann anrempelst.
Für mich zählt mitdenken auch abseits vom Set. Du stehst oder sitzt sowieso 80% Deiner Zeit herum, da ist es doch eine schöne Abwechslung beim Auf-/Abbau von Bierbänken oder Ähnlichem zu helfen.
Frage einfach vorher, aber Hilfsbereitschaft kommt immer gut an.
Merke Dir die Abläufe
Zu einer Szene bekommst Du genaue Abläufe mitgeteilt. Da eine Szene oft geprobt und mehrfach aus verschiedenen Kameraperspektiven gedreht wird, ist es wichtig das Du Dir die Abläufe einprägst und so genau wie möglich wiederholst. Geh die gleichen Wege, mache die gleichen Bewegungen. Es sieht einfach merkwürdig aus, wenn Du bei einem Dialog zwischen den Hauptdarstellern bei jedem Schnitt jeweils im Hintergrund von beiden zu sehen bist.
Sei kein Paparazzi
Hollywood sichert sich meistens Dir gegenüber mit einem unter Geldstrafe gestellten Fotoverbot vertraglich ab. Aber auch bei allen anderen Produktionen sind die mittlerweile hochauflösenden Smartphones,
zumindest in den Händen der Komparsen, am Set nicht gern gesehen. Verständlich, denn niemand möchte die Bilder vom Dreh vorab in der Öffentlichkeit sehen, weil im Grunde keiner Spoiler mag.
Aber auch als Schauspieler oder Hollywood-Star hat man im Alltag ständig mit Paparazzi zu tun. Der Set ist ein für sich abgegrenztes und sicheres Habitat, zu dem nur ein ausgewählter Personenkreis Zugang hat.
Wenn Du als Komparse*in hier anfängst wie wild umherzuknipsen, wird das oft als unangenehm empfunden. Beschränke Dich darauf in einer stillen Ecke Erinnerungsfotos von Deinem Kostüm zu machen - da hat in den seltensten Fällen jemand etwas dagegen.
Warte auf den richtigen Moment für ein Autogramm/Selfie
Mit den Autogrammen ist es wie mit den Fotos, am Drehort glauben sich die Schauspieler/Stars in einem sicheren Habitat, störe sie doch nicht auch noch an ihrem Arbeitsplatz. Wenn Du unbedingt nach einem Autogramm/Selfie fragen musst,
dann passe den richtigen Moment ab und frage höflich nach - Drehpausen oder Drehschluss eignen sich hierfür ganz gut. Allerdings wird Dir aus Höflichkeit auch niemand einen Korb geben, versuche ein "Nein durch die Blume" auch als ein Nein zu erkennen.
Ich bin nicht wirklich ein Freund davon, auch wenn ich mich bei der Komparsen-Bodyguard-Crew von Wolfsland 13 im Jahr 2022 mit dazugestellt habe. Natürlich hat man so einen handfesten Beweis, den man auf Instagram & Co vorzeigen könnte. Mir reichen hier allerdigs meistens die Erinnerungen und Erlebnisse mit einem Star persönlich gesprochen
oder mit ihm/ihr zusammen am Mittagstisch gesessen zu haben.

Genieße jeden Moment
Auch wenn man das Gefühl hat so viel beachten und richtig machen zu müssen, solch eine Erfahrung machst Du nie wieder. Jeder Dreh, jede Crew ist ein bisschen anders. Vielleicht war der jetzige Dreh auch Dein letzter, weil Du nie wieder gebucht wirst. Versuche in jeder Minute, jeder Sekunde den Spirit von diesem Drehort aufzusaugen. Fühl Dich in diesen Moment ruhig als etwas Besonders, ohne gleich sofort oder später unter Freunden abzuheben, denn nur wenige Menschen haben diesen Einblick hinter die Kulissen wie Du ihn hast.
Es ist kein Garant dafür gebucht zu werden, dennoch glaube ich, dass die häufigen Anfragen auch daher kommen, weil die Produktionen gute Erfahrungen mit mir als Komparse gemacht haben und sie wissen, dass das mit mir stressfrei läuft, weil ich mich an diese Grundregeln halte.