Es scheint ganz natürlich, dass mit mehr Drehtagen, mit mehr Erfahrung die man sammelt und mit mehr Menschen, die man in der Branche kennenlernen darf, die Wahrscheinlichkeit steigt, dass früher oder später die Anfragen mit Text kommen. Beim Dreh zum Kinofilm "Die Schule der magischen Tiere" - Teil 3 sollte es soweit sein, dass nicht nur die magischen Tier sprechen sondern auch ich.
Das eCasting
Zu Beginn ist es das gleiche Prozedere wie immer, die Castingagentur macht der Regie Vorschläge aus ihrem Pool von Gesichtern, die ihr zur Verfügung stehen, für verschiedene Rolle und man wird für eine ausgewählt.
Doch dann kommt die Anfrage, mit der man nie rechnet, aber der man immer entgegenfiebert "die Regie findet dich vom Typ her spannend und würde dich gern für eine kleine Textrolle besetzen. Könntest du bitte dafür ein kurzes Vorstellungsvideo
erstellen." Also nimmt man ein kurzes Video mit der gelieferten Textzeile mit dem Handy auf und schickt es der Regieassistentin.
Und dann bekommt man die Nachricht von seiner Castingagentur "Ich hab gerade erfahren, dass du – wie erwartet – die kleine Rolle ergattert hast." Und ab jetzt steigt die Aufregung bis zum Drehtag enorm.
Der Drehtag
Am Drehtag selbst ist alles wie immer, man trifft sich mit den anderen Komparsen, wird eingekleidet und steht erst einmal viel herum und schaut nur zu.
Doch dann beginnt die Aufregung, die man so eigentlich mit der Zeit schon etwas ablegen konnte, an dem Punkt, wenn ein Tonmann an einen herantritt "Bist du der Sebastian? Dann komm mal bitte mit, ich muss dich verkabeln".
Der Sender kommt in die Socke und einem wird das Mikrofon versteckt angeklebt, sodass man das Gefühl hat, man müsste gleich als verdeckter Ermittler bei einem Drogendeal, mit der Angst aufzufliegen, einen vor Gericht verwertbaren Tonmitschnitt aufnehmen.

Und dann wird die Szene gedreht, in der man dabei ist. Normalerweise geht man seine Wege, macht seine vorgegebenen Handlungen und hofft dann später irgendwie gut im Bild zu sein. Doch nun ist alles anders, denn man muss diesmal richtig Sprechen. Wenn bisher nur lautloses Lippenbewegen erlaubt war, muss man jetzt seine richtige Stimme einsetzen. Und das man nun weiß, dass die Kamera auf jeden Fall auf einen gerichtet ist, macht es nicht einfacher.
Spätestens ab diesem Punkt, wenn die Regie sagt "kannst du das bitte noch etwas energischer" oder "den letzten Satz lassen wir weg" und "kannst du bisschen später losgehen und erst ab hier mit Sprechen anfangen", wird einem klar, was Schauspielerei für ein enorm "handwerklicher" Beruf ist, um das so auf den Punkt umzusetzen, wie es von dir gewünscht wird, will schon gelernt sein.

Nach zwei Takes war die Szene jedenfalls im Kasten und im Kino dann die große Überraschung:
... klingt irgendwie komisch - gar nicht wie ich. Wurde ich etwa nachsychronisiert?
Warum, das kann man jetzt nur mutmaßen, evtl. waren Störung in der Aufnahmen oder oder oder.
Zumindest bin ich wieder gut im Bild und es war ein spannender Drehtag.